von Christina Zehetner I 23.08.2018
Familienurlaub unter Palmen oder „Zuhause auf der Terrasse ist es doch auch ganz schön“
Marlenchen war drei Jahre alt, als wir einen zweiwöchigen Familienurlaub in Spanien buchten.
Wir suchten uns ein tolles Familienhotel heraus. Nicht einmal die Tatsache, dass sich Marlene schon auf dem Weg zum Flughafen übergeben musste – Autofahren ist einfach nicht ihr Ding – trübte unsere Urlaubsfreude.
Angekommen in der All-inklusive-Familien-Wohlfühloase wollte Marlene partout nicht in den Miniclub gehen. Basteln könne sie auch zuhause im Kindergarten, meinte sie zu uns. Sie wollte baden und sonst nix. Ein kluges Kind – meinten wir, obwohl Christoph und mir ein paar ruhige Stündchen ohne kindliche Pool-Strand-Sandbuddel-Action durchaus gut getan hätten.
All inclusive mit Familie hat seine Tücken
Ruhig war es allerdings selten in unserem Hotel. Schon morgens ging der Run auf das Frühstücksbuffet los und uns wurde ganz schwindelig vor lauter schreienden und laut gestikulierenden, hochmotivierten Müttern und Vätern. Es war eine zirkusreife Vorstellung, fünfzehn Pancakes inklusive überschwappendem Ahornsirup auf drei Tellern zu balancieren. Noch mutiger war es allerdings, gleichzeitig an der einen Hand zwei schreiende Kleinkinder und in der anderen Hand vier randvolle Saftgläser zu jonglieren. Nicht immer ging der Parcours zum Tisch gut aus für die Betroffenen. Zudem interessierte es Christoph nicht wirklich, ob klein Emma vom Nachbartisch den Fisch vom gestrigen Abendessen heute früh in der Windel hatte oder dass Gero vom Tisch gegenüber seine Schwester im Miniclub in den Schrank eingesperrt hatte. Die Tische standen im Frühstücksraum so eng beieinander und es war so laut, dass unweigerlich das Gefühl einer Bahnhofshalle entstand.
Wenn Mama im Urlaub von Antonio Banderas träumt
Ich versuchte mich von der Reizüberflutung abzulenken. Mit Antonio Banderas. Mit ihm hatte ich ein Date. Jeden Tag pünktlich um 11.00 Uhr. Naja, zumindest mit seinem Animationsdouble und leider auch nicht alleine. Antonio hieß eigentlich Harald, kam aus Kaiserlautern und machte im hoteleigenen Pool die Wassergymnastik. Das tolle Aussehen und den unglaublichen Body hatte er wohl von seiner spanischen Mutter geerbt. Den auffallenden Dialekt leider von seinem deutschen Vater. „Morrrscheee“ brüllte er uns aus pfälzischer Kehle vom Beckenrand aus an. Trotzdem. Wenn Antonio alias Harald die Wasserturnstunde gab, schwappte der Pool schier über von Ü-40jährigen weiblichen Sportbegeisterten – und ich mittendrin. Man gönnt sich ja sonst nichts. Antonio konnte mit seiner Brustmuskulatur sogar ein Lied von Lady Gaga begleiten. Ohne Witz. Kreislaufkollaps ich komme….
Kindermund tut Wahrheit kund
Marlenchen legte ihr Augenmerk derweil mehr auf die umliegenden braun gebruzzelten und mit Nussöl und Sonnenschutzfaktor 2 eingecremten älteren Urlaubsgäste. Als eine sehr verrunzelte, gebückte alte Dame am Pool an uns vorbeiging, meinte sie ganz ernst und mit wissendem Blick zu mir: „Mama, guck mal ein Oma-Affe“. Ich wäre am liebsten unter meine Liege gerutscht vor Scham. Zum Glück sprach die Dame kein Deutsch. Allerdings heißt es ja auch, Kindermund tut Wahrheit kund und wenn ich recht überlege, so ein bisschen Ähnlichkeit…
Auch Papas sollten mal entspannen
Christoph entspannte sich erst abends im Rahmen der Minidisco, zu der es Pina Colada in Pappbechern gab. Wenn schließlich das Abschlusslied zum Bett gehen einlud und die Gute-Nacht-Fee den Kindern auf der Showbühne imaginären Schlafsand ins Auge streute, war Christoph auf seinem Plastikstuhl nach dem dritten Billigcocktail meist schon eingenickt. Nix mit romantischem Abend. Die Supermama brachte dann Kind und Mann gemeinsam ins Bett.
Humorvoller Impuls für Eltern
Und wer von euch jetzt wissen möchte wie man im Urlaub wirklich entspannen kann? Das einfachste und billigste Mittel: Zuhause auf die Gartenliege legen und die Augen schließen, diese Erholung kann man meist am besten und am längsten genießen.
Bleibt locker
Eure Supermama
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